Redundantes Hilfeleistungssystem für das Ahrtal

04.02.2024

Optimierte Off-Road-Rettung und Hilfe im Katastrophenfall

Hochwasser-Hilfe mit einer Investition von rund 2,4 Millionen Euro stärkt Bevölkerungsschutz und Katastrophenvorsorge in Rheinland-Pfalz, die Finanzierung erfolgte aus Spendenmitteln.

2,5 Jahre nach der verheerenden Hochwasser-Katastrophe im Ahrtal übergibt der BRH Bundesverband Rettungshunde e.V. gemeinsam mit Aktion Deutschland Hilft dem Landesfeuerwehrverband Rheinland-Pfalz e.V. geländegängige Kleineinsatzfahrzeuge und Hochwasserboote zur Stationierung in Rheinland-Pfalz. Für die im Ernstfall zuverlässige Verfügbarkeit entwickelte der BRH ein spezielles Stationierungs-, Logistik- und Einsatzkonzept.

Durch den Einsatz hochflexibler und schnell einsetzbarer Transportmittel für den Wasser- und Landweg sorgt der BRH für wichtige Kapazitäten im Ernstfall und stärkt damit die Hilfe bei zukünftigen Hochwasserlagen.

Mit dieser Maßnahme setzt der 1976 gegründete Rettungshundeverband ein organisations- und fachdienstübergreifendes Konzept um, das auf der Grundlage einer detaillierten Analyse der Ereignisse der Hochwasserkatstrophe 2021 im Ahrtal entwickelt wurde.

Erkenntnisse aus der Hochwasserkatastrophe 2021

Sowohl während des akuten Hochwassers als auch danach fehlte es an flexibel einsetzbaren geländegängigen wie auch wassertauglichen Transportmöglichkeiten für Menschen, Tiere und Material. Durch die zerstörte Infrastruktur war der Einsatz großer Fahrzeuge in vielen Bereichen kaum oder nicht möglich. Die Lufttransportkapazitäten konnten in der ersten Phase nur für einen Teil der Aufgaben eingesetzt werden. Dadurch waren viele hilfsbedürftige Menschen von den Hilfs- und Rettungsmaßnahmen abgeschnitten.

Ziel: Rettung, Bergung und Hilfe im Katastrophenfall deutlich verbessern

Flexibilität und Mehrfach-Anwendungen standen bereits bei der Entwicklung des Konzeptes im Vordergrund

Die Kleinfahrzeuge (ATV) und Hochwasserboote sollten multifunktional einsetzbar sein und folgende Einsatzanforderungen erfüllen.

  • Retten und bergen von Personen in Notlagen.
  • Transportmittel für Einsatzkräfte, Betroffen, Ausrüstung, Hilfsgüter.
  • Aufbewahrungsmittel oder Lagerort, indem im Bootskörper verschiedene Flüssigkeiten wie Trink- oder Brauchwasser oder kontaminierte Flüssigkeiten zwischengespeichert werden können.
  • Unterstützung von Erkundungsmaßnahmen und Assessments.

 

Mit Hilfe dieser Einsatzmittel werden die Off-Road-Rettung sowie andere erforderlichen Hilfsmaßnahmen während zukünftiger Hochwasserlagen im akuten und im nachgeordneten Einsatz wesentlich verbessert.

Die Lösung: Redundantes Hilfeleistungssystem

Im Rahmen des Capacity Building-Projektes entwickelte der BRH Bundesverband Rettungshunde e.V. ein Konzept für ein redundantes Hilfeleistungssystem aus verschiedenen Komponenten. Dieses beinhaltet nicht nur die anforderungsgerecht und individuell ausgebauten Fahrzeuge, sondern auch die optimale Verteilung dieser wichtigen Einsatzmittel.

  • Geländegängige Kleinfahrzeuge (ATV) inklusive Anhänger
  • Hochwasserboote inklusive Anhänger
  • Mobile Zelthallen für Einheiten der Feuerwehren und des THW Rheinland Pfalz und an Standorten des BRH Bundesverbandes Rettungshunde e.V. (TCRH Hünxe in NRW und TCRH Mosbach in Baden Württemberg).

Die technisch Verantwortlichen und Nutzer der Kleinfahrzeuge und Hochwasserboote werden an der Landesfeuerwehrschule RLP sowie an den Standorten des BRH im TCRH Hünxe (NRW) und im TCRHMosbach (BW) geschult.

Für eine möglichst hohe Effizienz im Ernstfall fiel die Entscheidung auf Equipment inklusive Ausstattung, das sich für den first-response-Einsatz und den mittel- bis langfristigen Einsatz im Rahmen von Großschadenslagen eignet. Nur so lassen sich die Abwehr von Gefahren für die Zivilbevölkerung im Ernstfall optimieren und insbesondere ehrenamtliche Strukturen gezielt unterstützen.

Zentrale und dezentrale Verfügbarkeit im Ernstfall

Mit einem Großteil der geländegängigen Einsatzfahrzeuge und Hochwasserboote werden Einheiten in den Schadensregionen, die über hohe personelle Kapazitäten verfügen, versorgt. Dazu zählen vor allem Feuerwehren und THW. Die Auswahl der direkt in den von Hochwasserlagen gefährdeten Gebieten geförderten Einheiten aus den Bereichen Feuerwehr und THW oblag dem Landesfeuerwehrverband Rheinland-Pfalz e.V.

90 % der Fahrzeugeinheiten werden lokal bei verschiedenen Organisationen stationiert, 10 % dienen der dezentralen Bereitstellung.

Ergänzend gewährleisten der Feuerwehrlandesverband Rheinland-Pfalz, der THW-Landesverband RLP und der BRH an den Standorten TCRH Hünxe (NRW) und TCRH Mosbach (Baden-Württemberg) im Rahmen der dezentralen Bevorratung eigener kleiner Einheiten für die im Ernstfall erforderlich Redundanz. Diese lebenswichtigen Back-up-Lösungen sind für den Fall, dass lokale Einheiten geschädigt werden, unverzichtbar. Der Transport von den dezentralen Standorten in das Schadensgebiet ist durch die unkomplizierte Verladung der Kleineinsatzfahrzeuge und Boote auf durch Pkws ziehbare Anhänger innerhalb kürzester Zeit möglich. Mobile Zelthallen sorgen im Einsatzgebiet für die vor Umwelteinflüssen geschützte Unterbringung der Einsatzmittel.

Durch diese Bereitstellung an verschiedenen Standorten entsteht ein einfaches redundantes Hilfeleistungssystem, das sich ausfallsicher, schnell, lokal, regional und überregional präsentiert. Es steht darüber hinaus organisations- und fachdienstübergreifend zur Verfügung.

Diese Idee einer "Einsatz-Reserve als Redundanz" wird in vielen Bereichen abgebildet. Das Konzept der "Überlandhilfe" auch über die Grenzen von Bundesländern hinweg ist ein in der Praxis gelebtes Modell. In der humanitären Hilfe ist diese Form der Zusammenarbeit lokaler Organisationen oft die Voraussetzung für erfolgreich umgesetzte Maßnahmen.

Finanzierung des Projektes „Capacity Building für das Ahrtal“

Der größte Teil der Maßnahme wird aus zweckgebundenen Spendenmitteln des BRH über Aktion Deutschland Hilft finanziert. Die Investitionen in die dezentralen Standorte des BRHs werden zu einem großen Teil aus unseren eigenen Spendenmitteln finanziert.

Gesamtziel der Maßnahmen ist eine Stärkung der Einsatzstrukturen vor Ort, um sowohl im First Response als auch in der mittel- bis langfristigen Hilfe die Flexibilität und Effektivität der vorhandenen Strukturen zu erhöhen.

Mit an Bord: Innovationen und Ideen von Einsatzkräften

In dem Projekt kombiniert sich die Erfahrungen vieler Einsatzkräfte und die Innovation der in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen ansässigen Hersteller.

Insbesondere die Kleinfahrzeuge (ATV) wurden durch umfangreiche Umbaumaßnahmen optimal auf die Anforderungen der Einsatzkräfte und die Einsatzsituation angepasst und für die Nutzung in der örtlichen Gefahrenabwehr und dem Katastrophenschutz zugelassen. Neben Aufnahmevorrichtungen für Einsatzmittel wurden die Transportkapazitäten für Personen bei Geländefahrten verdoppelt sowie eine Mitnahmemöglichkeit für liegende Patienten geschaffen. Die Hochwasserboote sind mit umfangreicher Zusatzausrüstung ausgestattet, um einen möglichst breiten Einsatzbereich zu gewährleisten.

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